Multireligiöses Friedensgebet im Bürgerpark in Kirchheim

Schon lange wird in Kirchheim das beherzigt, was Papst Franziskus so formuliert: „Dieser interreligiöse Dialog ist eine notwendige Bedingung für den Frieden in der Welt und darum eine Pflicht für die Christen wie auch für die anderen Religionsgemeinschaften.“ Oder wie es der Koran in Sure 49,13 zum Ausdruck bringt: „O ihr Menschen! Wir erschufen euch aus einem Mann und einer Frau und machten euch zu Völkern und Stämmen, damit ihr einander kennenlernt.“

Bereits in den 1990er Jahren gab es in Kirchheim vielfältige Begegnungen zwischen Christen und Muslimen, die 1999 nochmal intensiviert wurden, vor allem durch zweimal im Jahr stattfindende große Begegnungen, getragen von der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen und der DITIB-Moschee.

Aus diesen Begegnungen erwuchs im Mai 2002 aus dem Bedürfnis heraus, sich intensiver über religiöse Themen auszutauschen, der christlich-islamische Gesprächskreis, der sich seitdem regelmäßig trifft. Viele unterschiedliche Themen werden dabei aus der jeweiligen Sicht des Islam und des Christentums beleuchtet, Unterschiede in Achtung und Respekt voreinander zur Sprache gebracht, aber auch das Gemeinsame und Verbindende in den Blick genommen, zum Beispiel der Glaube an den einen Gott oder so wichtige Werte wie Nächstenliebe, Barmherzigkeit und Frieden.

Gespräche auf Augenhöhe

Die Gespräche finden auf Augenhöhe statt, in denen keiner seine Religion über die andere stellt und in denen auch die persönliche Begegnung eine wichtige Rolle spielt. In einer Zeit der zunehmenden Islamfeindlichkeit, oft aus Unkenntnis der Religion oder geschürt durch Rechtspopulisten, ist es wichtig, dass sich die Mitglieder der beiden Religionen persönlich begegnen und miteinander ins Gespräch kommen. Nur so können Vorurteile und Ängste voreinander abgebaut werden, nur so ist ein friedliches Miteinander in Kirchheim und in unserer Gesellschaft möglich.

Das Miteinander der beiden Religionen in Kirchheim geht aber über den Gesprächskreis hinaus. So war er zusammen mit der Stadt Mitinitiator der beeindruckenden Menschenkette Ende Januar 2015 zwischen der Moschee und der Martinskirche unter dem Motto „Hand in Hand für eine bessere Welt“. Oder Vertreter der Christen richten zu Beginn des Bayramfestes ein Grußwort an die Muslime und Vertreter der Muslime entbieten am vierten Adventssonntag in einem evangelischen und einem katholischen Gottesdienst ihre Weihnachtswünsche an die Christen der Stadt. Ein schönes Zeichen der Verbundenheit ist es auch, dass die Muslime alljährlich alle Christen zu ihrem öffentlichen Iftar (Fastenbrechen) auf dem Marktplatz einladen. Wohl einmalig in Deutschland war 2013 die 72-Stunden-Aktion der katholischen Jugend zusammen mit Jugendlichen der DITIB-Moschee, die gemeinsam einen Garten bei der Moschee anlegten und verschönerten.

Miteinander der Religionen

Da es in Kirchheim aber noch weitere Religionen und Konfessionen gibt, geht das Miteinander über die christlich-islamische Begegnung hinaus. So fand 2014 bei der Eröffnung des Hains der Kulturen (Bürgerpark) ein multireligiöses Gebet unter dem Motto „Verantwortung für die Natur“ statt und 2018 für den Frieden, die von den Muslimen, den katholischen und evangelischen Kirchen, der griechisch-orthodoxen Kirche, dem tibetisch-buddhistischen Zentrum und dem Hindu-Tempel gestaltet wurden.

Auf dem Weg zum Frieden zwischen Menschen und Völkern ist das interreligiöse Miteinander eine unabdingbare Voraussetzung. Der Theologe Hans Küng bringt das so auf den Punkt: „Es gibt keinen Frieden unter den Völkern ohne Frieden unter den Religionen, und es gibt keinen Frieden unter den Religionen ohne Dialog zwischen den Religionen.“ Ein solcher Dialog beginnt vor Ort wie bei uns in Kirchheim!